Forschungsprojekte der Arbeitsgruppe Migrationssoziologie
Eine Mehr-Ebenen-Analyse migrantischer Praktiken in wohlfahrtsstaatlichen Arrangements
Im Kontext von Migration entwickelt sich ein breites Spektrum lokaler, nationaler und transnationaler sozialer Sicherungspraktiken in mehrdimensionalen Ordnungsräumen. Das Forschungsprojekt untersucht die Transformation institutioneller und informeller sozialer Sicherung unter Bedingungen von Migration, Transnationalisierung und Globalisierung am Beispiel von Migrantenorganisationen (MO), die zu wichtigen Adressaten politischer Interventionen geworden sind. An den drei Universitätsstandorten Bochum, Dortmund und Duisburg wird die Einbettung von MO in die deutsche Wohlfahrtslandschaft untersucht, ausgehend von der Annahme, dass MO eine wichtige Rolle in der Vermittlung des Zugangs zu und der Erbringung von informellen (netzwerkbezogenen) und formalen (wohlfahrtsstaatlichen) Sicherungsressourcen einnehmen. Die Forschung wird entlang von drei forschungsleitenden Fragen bearbeitet:
(1) Wie adressiert die politische Ebene soziale Risiken von migrierten Bevölkerungsgruppen?
(2) Wie wird auf Ebene von lokalen Migrantenorganisationen auf diese Herausforderung
reagiert?
(3) Wie werden die formellen und informellen Sicherungsstrukturen von migrierten Personen
tatsächlich für ihre Ziele genutzt?
Projektstrukturen
Das Kooperationsprojekt zwischen den drei in der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr) zusammengeschlossenen Universitäten– der Universität Duisburg-Essen, der Ruhr-Universität Bochum sowie der Technischen Universität Dortmund – wird für 30 Monate vom MERCATOR Research Center Ruhr (MERCUR) finanziert. Es bündelt bestehende Arbeitsschwerpunkte der beteiligten Professuren und Institutionen in den Bereichen lokaler Sozialpolitik-, Migrations- und Netzwerkforschung und zielt darauf, zukunftsfähige Forschungsstrukturen im Bereich der Migrations- und Integrationsforschung zwi schen den beteiligten Hochschulen zu vertiefen, um damit nachhaltig eine Forschungsgruppe zu etablieren.
Dieser Forschungs- und Vernetzungsprozess wird von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt, der sein Forschungs- und Praxiswissen regelmäßig in das Projekt einbringt.
Die Laufzeit des Projekts beträgt zwei Jahre (2020-2022).
Mitwirkende der TU Dortmund sind Jun.-Prof. Dr. Karolina Barglowski und Lisa Bonfert.
Weiterführende Informationen zu dem Projekt sind über MERCUR und die Projektseite zu finden.
Das Ziel der Pilotstudie ist die Erforschung der sozialen Mechanismen des Zugangs zu sozialer Sicherung durch Migrant:innen in Deutschland in einem qualitativen Forschungsdesign. Die Forschung zeigt, dass
Migrant:innen es vermeiden (bestimmte) wohlfahrtsstaatliche Leistungen in Anspruch zu nehmen. Das trifft auch für diejenigen zu, die einen rechtmäßigen Zugang haben. Dieser Befund wird oftmals auf unzureichende Kenntnisse und Informationen der Systeme sozialer Sicherung im Einwanderungsland, als auch auf kulturelle Barrieren, wie mangelndes Vertrauen oder Angst vor Stigma zurückgeführt. Welche Faktoren jedoch genau eine Rolle spielen, welche wohlfahrtsstaatlichen Leistungen davon genau betroffen sind und auch ob unterschiedliche Gruppen von Migrant:innen von ähnlichen oder unterschiedlichen Barrieren betroffen sind, ist bis dato nicht systematisch aufgearbeitet.
Das Projekt untersucht die Inanspruchname sozialer Sicherung durch Menschen mit Behinderung, die eine Migrationsgeschichte in ihrer Familie haben.